Tibetische Medizin

Traditionelle tibetische Medizin (TTM)

Die TTM ver­folgt einen ganz­heit­li­chen An­satz. Es wird nicht ein­fach eine Krank­heit dia­gnos­ti­ziert und be­han­delt – die­se ist oft nur sicht­ba­rer Aus­druck ei­nes grund­le­gen­den kör­per­li­chen, psychi­schen oder men­ta­len Un­gleich­ge­wichts. Viel­mehr ver­sucht die TTM, das indi­vi­du­el­le Gleich­ge­wicht der ver­schie­de­nen Ener­gien wieder­her­zu­stel­len, was wir dann als „Gesund­heit“ bezeichnen.

Damit kann die TTM man­che Pro­ble­me an­ge­hen, die über die Schul­medi­zin schwer zu be­han­deln sind. Beson­ders bei chro­ni­schen Lei­den wie z. B. Rheuma, Arthri­tis oder Depres­sio­nen kann die TTM oft eine nach­hal­ti­ge Besse­rung be­wir­ken. Sie kann aber auch unter­stützend bei schul­medi­zi­ni­schen Be­hand­lun­gen ein­ge­setzt wer­den und dort z. B. Neben­wir­kun­gen einer Chemo­thera­pie mildern.

Die eigent­li­che Be­hand­lung er­folgt dabei haupt­säch­lich über eine An­pas­sung der Er­näh­rungs­ge­wohn­hei­ten, oft er­gänzt durch die Ein­nah­me rein pflanz­li­cher Kräuter­prä­pa­ra­te über ei­nen Zeit­raum von zwei bis drei Mona­ten, die dabei hel­fen, das ener­ge­ti­sche Gleich­ge­wicht schnel­ler wieder­herzustellen.

Geschichte der tibetischen Medizin

Die tibetische Medi­zin ist eine der ältes­ten Medizin­tradi­tio­nen der Welt. Sie geht auf schama­ni­sche Wurzeln zurück, die sich haupt­säch­lich mit der Wirkung ver­schie­de­ner Nahrungs­mit­tel und Heil­pflan­zen auf die Heilung von Krank­hei­ten be­fassten und wurde später inner­halb der tibeti­schen Bön-Tradi­tion weiter­ent­wickelt.

Nach der Gründung des tibeti­schen Reichs im 7. Jh. wur­den von den da­ma­li­gen Herrschern Heil­kun­di­ge aus Indien, China sowie den per­si­schen und griechisch-römi­schen Gebieten Asiens ein­ge­la­den, um das Wissen der ver­schie­de­nen Medizin­tradi­tio­nen zu­sam­men­zu­füh­ren. Die­ses ge­sam­mel­te Wis­sen wur­de darauf­hin mit den etwa um die selbe Zeit von Indien nach Tibet ge­lang­ten medi­zi­ni­schen Lehren Buddhas ver­gli­chen, um auf diese Weise ein effek­ti­ves, fun­dier­tes Medi­zin­system für Tibet zu schaf­fen. Die Er­geb­nis­se die­ses Er­fah­rungs­aus­tausches wur­den auf­grund poli­ti­scher Schwie­rig­kei­ten der darauf fol­gen­den Zeit schrift­lich fixiert und ver­steckt. Sie wurden im 12. Jh. wieder­ent­deckt und noch­mals dem moder­nen Wis­sen die­ser Zeit an­ge­passt. Aus die­ser Neu­über­arbei­tung lei­tet sich das gegen­wär­ti­ge Sys­tem der tibeti­schen Medi­zin her. So wird ver­ständ­lich, dass sich ver­schie­de­ne Ele­men­te der ayur­ve­di­schen, der chine­si­schen und selbst der griechi­schen Heil­sys­te­me in der TTM wiederfinden.

Das System der tibeti­schen Medi­zin ist eine leben­di­ge Tradi­tion, die bis heute stän­dig ver­fei­nert wird und neue Um­welt­be­dingun­gen und Krank­heits­bilder integriert.

Wie heilt die tibetische Medizin?

Das Sys­tem der tibeti­schen Medi­zin be­schreibt ei­nen grund­sätz­lich ganz­heit­li­chen An­satz, der nicht prin­zi­piell zwischen körper­li­chen und geis­ti­gen Aspek­ten einer Krank­heit unter­scheidet.

Durch die An­erkennt­nis der engen Ver­bin­dung der Funk­tions­wei­sen von Geist und Körper arbei­tet die TTM auf einer weit­aus tiefe­ren Ebene, als es mit (wenn auch hoch­ent­wickel­ten) tech­no­lo­gi­schen Mit­teln mög­lich ist, da sie die Krank­heit auch an der geisti­gen Wurzel an­geht, statt sich aus­schließ­lich mit ihren körper­li­chen Mani­fes­ta­tio­nen zu befassen.

Wo sich be­son­ders die natur­wissen­schaft­lich be­grün­de­te west­li­che Medi­zin bis in die jüngs­te Zeit in ers­ter Linie da­rauf be­schränk­te, den körper­li­chen Aspekt einer Krank­heit mit rein materi­el­len Mit­teln (z. B. auf chemi­scher Ebene) zu be­han­deln, liegt der TTM seit je­her die feste Über­zeu­gung zu­grun­de, dass jede Krank­heit in enger Be­zie­hung zum Geist steht. Die mani­fes­te Krank­heit ist ge­wis­ser­maßen sicht­ba­rer Aus­druck eines zu­grun­de lie­gen­den ener­ge­ti­schen Un­gleich­gewichts.

Die Grund­lage für körper­li­ches und geis­ti­ges Wohl­be­fin­den ist gemäß der tibeti­schen Medi­zin das Ver­ständ­nis und die Har­mo­ni­sie­rung dreier grund­legen­der Energie­for­men, die sich auf geisti­ger Ebe­ne als Gier, Hass und Ignoranz dar­stel­len und dabei den körper­li­chen Energie­as­pek­ten (den drei Körper­säften) Wind (tib. Lung), Galle (tib. Tripa) und Schleim (tib. Päken) ent­sprechen. Dieser An­satz der drei Körper­säfte stammt ur­sprüng­lich aus dem griechi­schen Heil­sys­tem und hat auch eine Ent­spre­chung in der ayur­ve­di­schen Medizin, wo sie Vatta, Pitta und Kapha ge­nannt werden.

Jeder der drei Körper­säfte wird aus den fünf Ele­men­ten (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum) ge­bil­det, wobei je­weils be­stimm­te Ele­men­te über­wie­gen. So ent­spricht Lung dem Wind­ele­ment, Tripa dem Feuer­ele­ment und Päken der Kom­bi­na­tion aus Erd- und Wasser­ele­ment. Das Raum­ele­ment durch­dringt alle diese Energien und bil­det ge­wisser­ma­ßen die Bühne, auf der sie sich aus­wir­ken kön­nen. Die fünf Ele­men­te soll­ten nicht wört­lich ver­stan­den wer­den, son­dern spie­geln quali­ta­tive Aspek­te aller körper­li­chen Phäno­me­ne wie­der. So ent­spricht Erde dem fes­ten, zu­sam­men­fü­gen­den Ele­ment, Wasser dem flüs­si­gen, be­feuch­ten­den Zu­stand, Feuer dem heißen, ver­bren­nen­den und Wind dem leich­ten, be­we­gen­den Element.

Jeder Mensch hat sei­nen ganz per­sön­li­chen so­ge­nann­ten Konstitu­tions­typ, der ein be­stimm­tes Ver­hält­nis der drei Ener­gien dar­stellt. Die­se Kon­fi­gu­ra­tion ist bei je­dem unter­schied­lich und ent­spricht viel­leicht am ehes­ten dem, was wir als Tempe­ra­ment oder Charak­ter ei­ner Person be­schrei­ben. Eine Krank­heit liegt vor, wenn diese indi­vidu­el­le Energie­konsti­tu­tion im Un­gleich­ge­wicht mit den tat­säch­lich vor­herr­schen­den Energien ist. Die TTM-Be­hand­lung be­wirkt ein Aus­glei­chen die­ser aus der Ord­nung ge­ra­te­nen Ener­gien hin zu ihrem natür­li­chen Zu­stand. Dazu wer­den zu­nächst der Konsti­tu­tions­typ und die aktu­el­le Energie­balance diagnos­ti­ziert und darauf­hin ge­eig­ne­te Maß­nah­men er­grif­fen, um den Energie­haus­halt wie­der aus­zu­glei­chen und zu einer der indi­vi­du­el­len Konsti­tu­tion ent­sprechen­den Har­mo­nie zu führen.

Diagnose

Eine Besonder­heit der tibeti­schen Medi­zin liegt auch in ihrer Diagnose­tech­nik. Tibeti­sche Heil­kun­di­ge nut­zen dabei die ein­fachste und natür­lich­ste Form um die Funk­tio­nen der Vital­organe und des Gefäß­sys­tems zu dia­gnos­ti­zie­ren: sie ver­las­sen sich auf ihre fünf Sinne statt auf kom­plexe Geräte und Instrumente.

Die wichtigste Methode ist dabei die Puls­diagnose, die vielen sehr einfach er­scheint aber in Wirk­lich­keit viele Jahre der Aus­bil­dung, Sensi­bi­li­sie­rung und Er­fah­rung be­nö­tigt, um sie zu meis­tern. Kein anderes tradi­tio­nel­les Medi­zin­sys­tem hat die­se Dia­gnose­metho­de so per­fek­tio­niert wie es die Tibe­ter über viele Jahr­hun­der­te hin­weg getan haben. Durch die Puls­dia­gnose kön­nen nicht nur der Konsti­tu­tions­typ und aktuel­le Krank­hei­ten, son­dern auch lange zurück­lie­gen­de sowie noch nicht mani­fes­te Ge­sund­heits­pro­ble­me fest­ge­stellt wer­den. Somit kön­nen be­reits lange vor dem Auf­tre­ten des eigent­li­chen Krank­heits­bil­des ef­fek­ti­ve pro­phy­lak­ti­sche Gegen­maß­nah­men er­grif­fen und die Krank­heit somit am Ent­ste­hen ge­hin­dert werden.

In Ergänzung zur Puls­dia­gnose wer­den in Zweifels­fäl­len manch­mal zu­sätz­lich der Urin, die Zunge und die Augen unter­sucht. Beson­de­rer Wert wird auch auf das per­sön­li­che Ge­spräch mit dem Patien­ten gelegt, wel­ches wich­ti­ge Auf­schlüs­se über sei­nen emo­tio­na­len Zu­stand, Ge­wohn­hei­ten, das sozia­le Um­feld usw. gibt, die in die Be­hand­lung mit ein­fließen.

Therapie

Gute Gesund­heit ist zu­nächst in einer an­ge­mes­se­nen Er­näh­rung und einer gut funk­tio­nie­ren­den Ver­dau­ung be­grün­det. Da­her ist eine um­fas­sen­de Ernäh­rungs­be­ra­tung Grund­lage und fes­ter Be­stand­teil je­der TTM-Be­hand­lung.

Aber nicht nur „was“ wir essen ist wich­tig. Oft ge­nug wer­den auch die bes­ten Nahrungs­mit­tel vom Ver­dau­ungs­sys­tem nicht hin­rei­chend ver­ar­bei­tet. Nach tibeti­scher Er­kennt­nis ist die Primär­ursache bei zwei Drittel aller chro­ni­schen Krank­heits­bil­der eine laten­te Ver­dau­ungs­stö­rung bzw. eine un­zu­rei­chen­de Auf­spal­tung der Nähr­stoffe.

Die Ver­dau­ungs­hitze (wesent­li­cher Aspekt der Tripa-Energie) ist bei vie­len Men­schen zu schwach. Kalte Ge­trän­ke, Sala­te, Roh­kost oder Süßig­kei­ten sen­ken die Ver­dau­ungs­hitze zu­sätz­lich. Wird sie zu schwach, kann die Nah­rung im Ver­dau­ungs­pro­zess nicht voll­stän­dig ver­brannt wer­den. Die Nähr­stof­fe wer­den nicht voll­stän­dig auf­ge­spal­ten, was die wei­te­re Ver­wer­tung er­schwert und den Körper zu­sätz­lich be­las­tet. Ein großer Teil der auf­ge­nom­me­nen Nah­rung ge­langt oft fast un­ver­daut in den Darm, was sich in Form von Auf­trei­bun­gen oder Blähun­gen äußern kann. In der Folge ent­wickelt der Körper Mangel­symp­to­me auf­grund fehlen­der Nähr­stoffe und Spuren­ele­men­te. Die Ein­nah­me von Vitamin- und an­de­ren Auf­bau­prä­pa­ra­ten ist dabei ohne gleich­zei­ti­ge Unter­stüt­zung der Ver­dau­ungs­hitze keine dauer­hafte Hilfe.

In selte­ne­ren Fäl­len kann die Ver­dau­ungs­hitze auch zu hoch sein, was eben­falls zu Mangel­er­schei­nun­gen und ei­ner all­ge­mei­nen Aus­zeh­rung des Körpers führen kann.

Der erste Schritt in der Thera­pie ist in je­dem Fall eine Über­prü­fung und ggf. Än­de­rung der Ess­gewohn­hei­ten und hier muss der Patient aktiv am Hei­lungs­pro­zess mit­arbei­ten, statt sich nur auf die Ein­nah­me der ver­schrie­be­nen Kräu­ter zu be­schrän­ken. Dies stellt auch das größte Hin­der­nis für ei­nen dauer­haf­ten Hei­lungs­pro­zess dar, da wir nur un­gern bereit sind, unsere ein­ge­fah­re­nen Ess­gewohn­hei­ten grund­le­gend zu än­dern. Für ei­nen ernst­haft an­ge­streb­ten lang­fris­ti­gen Hei­lungs­erfolg ist dies je­doch un­erläss­lich.

Schon Sokrates sagte: „Wenn jemand Heilung sucht so frage ihn zuerst, ob er in Zukunft bereit ist, die Ursachen seiner Krank­heit zu meiden“.

Die eigent­li­che medi­zi­ni­sche Be­hand­lung stützt sich vor­ran­gig auf die Ein­nah­me von natür­lich vor­kom­men­den Kräu­tern und Zu­ta­ten statt auf chemi­sche Prä­pa­ra­te mit ihren oft starken Neben­wirkungen.

Die Ver­ab­reichung tibeti­scher Kräuter­prä­pa­ra­te ist ins­be­son­de­re er­folg­reich bei der Be­hand­lung chroni­scher Lei­den wie Rheuma, Arthri­tis, Hepa­ti­tis, Gelb­sucht, Ge­schwü­ren, Neben­hölen­ent­zün­dung, De­pres­sio­nen, Angst­zu­stän­den und an­de­ren Pro­ble­men im Zu­sam­men­hang mit dem Nerven­system.

Die Zusammen­stel­lung der Heil­kräu­ter (sowie auch der empfoh­le­nen Nahrungs­mit­tel) er­folgt ent­spre­chend dem Ge­schmack der Zu­ta­ten. Dem liegt zu­grun­de, dass die Nahrungs­mit­tel eben­so wie die Körper­säf­te aus den fünf Ele­men­ten zu­sam­men­ge­setzt sind. Dabei er­gibt z. B. die Kom­bi­na­tion von Erd- und Wasser­ele­ment einen süßen Ge­schmack, Erde und Feuer ei­nen saue­ren, Wasser und Feuer ei­nen sal­zi­gen, Wasser und Luft einen bit­te­ren, Feuer und Luft einen schar­fen, Erde und Luft einen herben Geschmack.

Durch ge­eig­ne­te Kom­bi­na­tio­nen die­ser sechs Ge­schmacks­rich­tun­gen der Heil­kräu­ter kann ge­zielt den Dis­har­mo­nien des Energie­sys­tems ent­ge­gen­ge­wirkt wer­den. So­mit unter­drückt die tibeti­sche Medi­zin nicht nur die Symp­to­me ei­ner Krank­heit, son­dern setzt be­reits an de­ren zu­grun­de lie­gen­der Ur­sache an, ist also gleicher­maßen vor­beu­gend wie hei­lend und dabei frei von Neben­wirkungen.

Wegen der Betonung des Ge­schmacks ist es bei der Ein­nah­me der tibeti­schen Medi­zin wich­tig, diese lang­sam zu zer­kauen und nicht ein­fach zu schlucken. Durch die Ent­fal­tung des (manch­mal ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gen) Ge­schmacks der Kräuter­pil­len wer­den ver­schie­de­ne Sekre­tio­nen im Mund und im Ver­dau­ungs­trakt an­ge­regt, wo­durch der Kör­per ge­zielt En­zy­me pro­du­ziert und so die Ener­gien letzt­lich selbst aus­balan­cie­ren kann. Dabei ist nicht nur der vor­rangi­ge Ge­schmack, son­dern auch der Nach­ge­schmack der Kräuter von Bedeutung.

Die tibeti­sche Medi­zin kennt auch ex­ter­ne Therapie­for­men, falls die Kräuter­be­hand­lung allei­ne nicht aus­reicht, etwa Moxi­bus­tion oder Schröp­fen. Auch die tibeti­sche Massa­ge (Kum Nye) ist eine im­mer be­lieb­te­re und sehr effi­zien­te Mög­lich­keit, die Ener­gien zu har­mo­ni­sie­ren und Blocka­den der Energie­bah­nen aufzulösen.

Im Rahmen der TTM werden keine chrirur­gi­schen Ein­grif­fe aus­ge­führt. Sollten wir wirk­lich eine Opera­tion be­nö­ti­gen sind wir bei einem west­li­chen Arzt in je­dem Fall besser auf­ge­hoben.

Wir brauchen uns also nicht kate­go­risch für ei­nen ein­zi­gen medi­zi­ni­schen An­satz zu ent­schei­den. Die ver­schie­de­nen Sys­te­me und Tradi­tio­nen der Welt haben alle ihre Vor­zü­ge und Be­schränkun­gen und sind hilf­reich für be­stim­mte Arten von Pro­ble­men. Im Ideal­fall kön­nen sie sich auch wun­der­bar er­gän­zen. Bei­spiels­wei­se spre­chen ei­ni­ge Arten von Krebs in frü­hen Sta­di­en recht gut auf tibeti­sche Medi­zin an, aber längst nicht alle. Aber auch bei einer west­li­chen Krebs­be­hand­lung kann die TTM unter­stüt­zend wir­ken und z. B. hel­fen, die Neben­wir­kun­gen ei­ner Chemo­thera­pie zu mildern.

Motivation und Selbst­verantwortung

Ein wich­ti­ger geisti­ger Faktor für den Hei­lungs­pro­zess ist die Er­zeu­gung ei­ner star­ken Moti­va­tion, ge­sund wer­den zu wol­len und auch selbst best­mög­lich dazu bei­zu­tra­gen. Bei ei­nem ganz­heit­li­chen medi­zi­ni­schen An­satz wie dem der tibeti­schen Medi­zin ist es nicht aus­rei­chend, ledig­lich die ver­schrie­be­nen Medi­ka­men­te ein­zu­neh­men und dem Arzt die Ver­ant­wor­tung für den Hei­lungs­pro­zess zu über­tra­gen. Es ist un­ab­ding­bar, selbst aktiv an der Gesund­wer­dung zu arbei­ten und unter Um­stän­den ei­ni­ge Ge­wohn­hei­ten und Ver­hal­tens­wei­sen zu än­dern, z. B. die be­reits er­wähn­ten Ess­gewohnheiten.

Eine Krank­heit darf auch nicht als rein körper­li­ches Phäno­men auf­ge­fasst wer­den. Der Geist ist so­lan­ge wir leben un­trenn­bar mit dem Körper ver­bun­den. Er ist maß­geb­lich an allen körper­li­chen Pro­zes­sen und Hand­lun­gen be­tei­ligt und im­mer auch ein ur­säch­li­cher Fak­tor bei einer Erkrankung.

Die Schulung des Geistes und der Acht­sam­keit auf den Körper ist da­her eben­so wie die körper­li­chen Thera­pien fes­ter Be­stand­teil der Be­hand­lung in der TTM. Ein­fache Medi­ta­tions­übun­gen wie z. B. Atem­be­trach­tun­gen brin­gen den Geist zu­nächst wie­der in Kon­takt mit dem Körper. Der tibeti­sche Buddhis­mus bie­tet darü­ber hinaus ver­schie­de­ne Medi­ta­tio­nen an, um den grund­le­gen­den Stö­run­gen Gier, Hass und Igno­ranz zu be­geg­nen, die die geisti­ge Ent­spre­chung zu den Ener­gien Lung, Tripa und Päken sind. Unsere geis­ti­ge Ak­ti­vi­tät formt unse­ren Ener­gie­haus­halt eben­so wie materi­el­le Nah­rungs­mit­tel, die wir zu uns neh­men – Medi­ta­tion kann also direkt den Hei­lungs­pro­zess be­ein­flussen.

Diese Meditations­übun­gen müs­sen kei­nen reli­giö­sen Hinter­grund be­sit­zen. Auch die west­li­che Medi­zin e­rkennt in­zwi­schen den Nutzen sol­cher men­ta­ler Übun­gen an und ei­ni­ge west­li­che Mediziner wie z. B. Jon Kabat-Zinn ha­ben auf Grund­la­ge der buddhis­ti­schen Praxis­übun­gen spe­ziell für den Westen an­ge­pas­ste Acht­sam­keits­medi­ta­tio­nen und Stress­reduk­tions-Pro­gram­me en­wickelt, die ohne reli­giö­sen Unter­bau aus­kom­men und so­wohl bei körper­li­chen wie auch psy­chi­schen Pro­ble­men an­er­kann­ter­maßen wert­volle Unter­stüt­zung leisten.

Das tibeti­sche Wort für Medi­ta­tion „Gom“ (sanskr. „Bha­va­na“) be­deu­tet wört­lich „sich ge­wöh­nen“ oder „sich ver­traut ma­chen“. Zweck der Medi­ta­tion ist es also, sich an heil­sa­me Zu­stän­de wie z. B. Mit­ge­fühl zu ge­wöh­nen und da­mit die Ge­wohn­hei­ten an de­struk­ti­ve Denk­mus­ter wie Hass oder Gleich­gül­tig­keit schritt­wei­se ab­zu­schwä­chen. Die Wirk­sam­keit die­ser Medi­tat­io­nen und ihre posi­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die Ge­sund­heit wer­den von aktu­el­len neuro­physio­lo­gi­schen Unter­suchun­gen bestens be­stätigt.

Weitere Informationen

Im Internet finden Sie wei­te­re Infor­ma­tio­nen zur tibeti­schen Medi­zin z. B. auf den Sei­ten von Dr. Alexander Berzin.


Eine um­fas­sen­de Ein­füh­rung in die tibeti­sche Medi­zin fin­den Sie (in eng­li­scher Spra­che) in dem Buch „Tibetan Medicine – The Healing Science of Tibet“ von Dr. Thakchoe Drungtso, Dozent am Men-Tsee-Khang Medizin­insti­tut in Dha­ram­sala. Dr. Drungtso hat schon mehr­fach Vor­trä­ge zu The­men der tibeti­schen Medi­zin im TKH gehalten.


Das Buch „Tibeti­sche Medi­zin“ von Sibylle Vogel ist ein prak­ti­scher Rat­ge­ber zu Fra­gen der Ernäh­rung, Diag­nose, Thera­pie und Mög­lich­kei­ten der Selbst­hei­lung nach den Prin­zi­pien der TTM.

Sibylle Vogel ist aus­ge­bil­det in der tradi­tio­nel­len tibeti­schen Mas­sa­ge nach Dr. Lobsang Shresta. Sie be­treibt ihre Praxis im TKH und be­schäf­tigt sich seit vie­len Jah­ren mit The­men der tibeti­schen Medizin.

Hardcover, 328 Seiten, 24,80 €
Erhältlich im Tibet Kailash Haus oder direkt bei Sibylle Vogel

Nawo Verlag, ISBN 978‑3‑9522591‑3‑9

Kailash Institut Freiburg

Das Kailash Institut für tradi­tio­nel­le tibeti­sche Heil­kunde hat es sich zur Auf­ga­be ge­macht, zur Er­hal­tung und För­de­rung des ganz­heit­li­chen tibeti­schen Medi­zin­sys­tems beizutragen.

Zu diesem Zweck unter­stüt­zen wir nicht nur TTM-Insti­tu­tio­nen in den indi­schen Exil­ge­mein­den, son­dern ver­an­stal­ten auch Vor­trä­ge, Kon­gres­se und Sympo­si­en in Deutsch­land, um die­se wert­vol­le Tradi­tion auch hier­zu­lan­de zu­gäng­lich zu machen.

Tibetische Medizin in der Praxis

Etwa alle drei Monate sind Ärzte des Men-Tsee-Khang Insti­tuts aus Dha­ram­sa­la (Indien) zu Gast im Kailash Insti­tut und bie­ten die Mög­lich­keit ei­ner Puls­diag­nose und um­fas­sen­den Er­näh­rungs­be­ra­tung ge­mäß Ihres indi­vi­du­el­len Kon­sti­tu­tions­typs.

Beratungen finden auch in folgenden Städten statt: Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart, Schwäbisch Hall, Wiesbaden, Aschaffenburg, Köln, Düsseldorf, Göttingen, Jena, Nürnberg, Landshut, München, Berchtesgaden/​Schönau.

Termine und weitere Infor­ma­tio­nen erhalten Sie über unser Sekre­tariat oder direkt bei Wilfried Pfeffer.

Aktuelle Infos zur tibetischen Medizin